Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Lutherweg für Pilger sicher und ordentlich halten

          Über fünfzig Wegepaten des Vereins „Lutherweg 1521“ von Thüringen bis Rheinland-Pfalz aktiv.

          Am 31. Oktober ist Reformationstag. An diesem Tag erinnern Protestanten in aller Welt an den Beginn der Reformation durch die Veröffentlichung der 95 Thesen von Martin Luther. Mit seiner Kritik an der Kirche seiner Zeit hat Luther Veränderungen angestoßen, die später zum Entstehen der evangelischen Kirche führten. Was heute selbstverständlich ist, ging vor über fünfhundert Jahren nicht problemlos vonstatten: Martin Luther musste sich auf dem Reichstag in Worms im Jahr 1521 erklären – als er sich weigerte, seine Thesen zu widerrufen, wurde die Reichsacht über ihn verhängt: Als freier Mann war er von Eisenach nach Worms gereist, als vogelfreier trat er den Rückweg an. Aus Luthers Route wurde später der „Lutherweg1521“, ein historischer Pilgerweg, der sich über etwa 400 Kilometer erstreckt und durch malerische Landschaften, charmante Städte und bedeutende Orte der Reformation führt.

          Der größere Teil des Lutherwegs führt durch Hessen und hier auch durch den Vogelsberg; Sitz des Vereins ist in Romrod – Grund genug, zum Tag der Reformation einen Blick auf den Verein und eine seiner wichtigsten Aktivitäten zu werfen: die Wegepaten. „Von der Burg Herzberg über Eifa, Alsfeld, Altenburg, Oberrod, Romrod, Schellnhausen und Ermenrod führt der Weg durch den Vogelsberg, dort sind auch Pilgerstationen“, sagt Holger Schäddel. Er ist der ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins, dessen Vorstand mit Menschen aus ganz Hessen besetzt ist. Für ihn ist ein Luther-Zitat wie das Motto für die ehrenamtliche Arbeit im Verein: „Der Glaube ist der Täter, die Liebe ist die Tat.“

          Gut frequentiert ist dieser Weg und so ist es eine der vielen Aufgaben des Vereins, die Strecke für die Pilger sicher und ordentlich zu erhalten – und das von Thüringen bis Rheinland-Pfalz. „Baustellen, Unwetter, Unachtsamkeit, leider auch Vandalismus – es gibt einige Gründe dafür, warum die Wege immer wieder mal in Augenschein genommen werden müssen“, so Schäddel. Dafür werden Wegepaten gebraucht, die vom Verein akquiriert, ausgebildet und in ihrer Arbeit unterstützt werden. Mit der Eröffnung des Weges im Reformationsjahr 2017 wurden 35 Wegepaten entlang des Weges eingesetzt; nun, knapp zehn Jahre später, wurden viele Neubesetzungen nötig. Anfang des Jahres konnte der Verein über 40 neue Wegepaten ausbilden. Sie gehen stets zu Beginn und zum Ende der Saison ihren Abschnitt ab und schauen, ob der Weg für Pilger noch sicher ist, ob die Beschilderungen noch alle vor Ort sind, ob Menschen eventuell auch ohne Wanderkarte der Route folgen können. Neu an Bord des Wegepatenteams ist seit diesem Frühjahr Lydia Appel-Moritz. Die sportliche Frau ist seit zweieinhalb Jahren in Rente und freut sich, nun endlich mehr Zeit für Wanderungen aller Art zu haben: Sie ist inzwischen ausgebildete Wanderführerin und Ökumenische Pilgerbegleiterin. Das ist zwar nicht zwingend erforderlich, um Wegepatin beim Lutherweg zu werden, in diesem Fall aber zeigt sich, wie man Interessen, sportliche Aktivitäten und Ehrenamt sinnvoll verknüpfen kann.

          Gemeinsam mit ihrem Wegepartner Heinz-Wilhelm Becker ist sie zum Saisonstart in diesem Jahr das erste Mal ihre Strecke von Schwarz bis zur Burg Herzberg abgelaufen. Für Heinz-Wilhelm Becker hat der Lutherweg eine wichtige Bedeutung: „Hier können Martin Luthers Gedanken erlebbar werden. Man kann sich auf dem Weg allein oder mit anderen zu den Themen und über die Person auseinandersetzen und Luther sozusagen aus dem Museum in die Welt holen.“ Wegepaten schauen zum einen, ob die Beschilderungen noch an den richtigen Stellen sichtbar sind. Dazu gehören nicht nur Abzweigungen, sondern auch Wiederholungsschilder an langen Strecken ohne Abzweig. „Wir schauen nach Schäden, aber auch nach Bemoosungen, denn die Schilder sollen gut erkennbar sein, damit sich möglichst niemand verläuft“, erklärt Lydia Appel-Moritz. Für kleine Ausbesserungen aller Art haben die Wegepaten alles in ihrem Rucksack, was sie brauchen: Klebeschilder, Silikon, Blechtafeln, Hammer und Nägel. Damit sollte man schon umgehen können, allerdings: Wenn ganze Pfosten nicht mehr stehen oder größere Arbeiten nötig werden, wird der Verein informiert, der dann selbst für die Ausbesserung sorgt. „Als Wanderführerin weiß ich gut, wie wichtig eine sorgfältige Beschriftung ist“, sagt die Ehrenamtliche, die sich freut, Teil dieses engagierten Teams zu sein. Als Wegepatin gehe man die Wege sehr sorgfältig und bewusst. Appel-Moritz: „Kann man sonst zehn Kilometer in gut zwei Stunden absolvieren, braucht man als Wegepatin einen halben Tag, denn man schaut überall genau hin und ist sehr aufmerksam. Auf diese Weise erlebt man den Weg auch viel intensiver und nimmt Geräusche, Tiere und die Natur ganz anders wahr.“ Auch die Stempelstellen am Weg werden von den Wegepaten in Augenschein genommen. Hier soll es immer möglich sein, sich den Stempel für den Pilgerausweis zu holen; die Utensilien, die gut verpackt in Kästen am Wegesrand oder den Kirchen am Weg zu finden sind, sollen vollständig und in Ordnung sein. „Pilgern ist ja nicht einfach wandern“, weiß die Pilgerbegleiterin: „Es ist geistliches Wandern mit einem spirituellen und persönlichen Anspruch.“ Dafür führen viele Pilger ein Pilgertagebuch, in das sie auch ihre Stempel eintragen. „Wegepatin zu sein ist ein sehr schönes Ehrenamt“, findet Lydia Appel-Moritz, die überzeugt ist: „Sich – in welcher Form auch immer – für die Gesellschaft einzusetzen, macht zufrieden und gibt einem selbst sehr viel.“ Auch zum Ende der Saison war sie daher wieder unterwegs und hat an vielen Stellen zwischen Schwarz und der Burg Herzberg für einen ordentlichen Weg gesorgt.

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