Evangelisches Dekanat Vogelsberg

Angebote und Themen

Herzlich Willkommen! Entdecken Sie, welche Angebote des Dekanats Vogelsberg zu Ihnen passen. Wir sind jederzeit offen für Ihre Anregungen. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf.

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          Herbst und Winter im Zeichen der Begegnung

          In Indien und Deutschland: Partnerschaft lebt von Begegnungen

          Im Oktober 2024 machte sich eine zehnköpfige Gruppe aus den Dekanaten Vogelsberg und Büdinger Land auf den Weg nach Südindien in ihre Partnerkirche, die Diözese East Kerala der CSI (Church of South India, Kirche von Südindien).

          Ein Bericht von Dr. Carolin Braatz

          Komplett zum Download hier!

           

          Chennai: Besuch bei der Kirchenleitung, kulturelles Erbe und Großstadt

          Im Oktober 2024 machte sich eine zehnköpfige Gruppe aus den Dekanaten Vogelsberg und Büdinger Land auf den Weg nach Südindien in ihre Partnerkirche, die Diözese East Kerala der CSI (Church of South India, Kirche von Südindien). Ein Ziel der Reise war, die seit 1989 bestehende Partnerschaft nach einer längerer Besuchspause durch persönliche Begegnungen auf neue Beine zu stellen. Bei dieser Gelegenheit sollten bewusst die beiden nach dem letzten Besuch einer Delegation in Indien neu gewählten Dekaninnen in der sehr männlich dominierten Partnerkirche sichtbar werden. Wichtig war uns auch, die Hostels (Wohnheime) zu besuchen, welche Kindern aus abgelegenen Regionen den Schulbesuch und somit den Zugang zu Bildung ermöglichen. Dies drückt zum einen unsere Wertschätzung für diese Arbeit aus, die Kindern die Chance auf eine selbstbestimmte Zukunft gibt. Zum anderen gibt es uns die Gelegenheit, den Spendern gegenüber Berichtsmaterial zu sammeln, welche durch ihre Spenden als Privatpersonen den Betrieb der Hostels finanziell unterstützen.

          Bereits am Flughafen bekommen wir einen Eindruck von der Gastfreundschaft, die uns in Indien erwarten wird: Obwohl bereits sehr spät am Abend, werden wir von einer ganzen Delegation der Kirchenleitung am Flughafen abgeholt und mit Blumen begrüßt. Partnerschaftssekretär Maxcin John ist extra aus der Diözese East Kerala per Zug nach Chennai in Tamil Nadu gereist – eine Reise von zwei Tagen – um uns vom ersten Tag unserer Reise an zu begleiten. Der erste Programmpunkt folgt sogleich: Wir halten an einem Tee-Laden, um den ersten indischen Tee zu trinken, bevor wir uns im Gästehaus nur noch mit den bereitgestellten Wasserflaschen versorgen und todmüde in die Betten fallen lassen.

          Die ersten Tage verbringen wir in Chennai, wo wir von den vielfältigen Arbeitsfeldern der CSI erfahren, gemeinsam Gottesdienste feiern, bei einem gemeinsamen Ausflug zum nahegelegenen, beeindruckenden UNESCO-Weltkulturerbe, dem Tempelbezirk von Mamallapuram, intensivere informelle Kontakte knüpfen, bei der Fahrt durch die Stadt Fragen zur Lebenswelt der Menschen stellen und schließlich am kulturellen Abend den Familien der kirchenleitenden Mitarbeiter/innen begegnen, miteinander singen, tanzen und Spaß haben können.

           

          Madurai: Praxisnahe theologische Ausbildung und Begegnung mit den Schwächsten der Gesellschaft

          Per Nachtzug geht es dann weiter nach Madurai. Den Abend nutzen wir dicht zusammengedrängt im größten unserer Schlafabteile, um die ersten der überwältigenden Eindrücke miteinander zu besprechen und auch, um unsere gemeinsame Gesangs-Kunst zu verbessern und zu erweitern. Die vorab einstudieren Lieder erweisen sich immer wieder als ein großer Schatz, den wir zu kirchlichen Veranstaltungen und privaten Einladungen beitragen und an dem wir gemeinsam wachsen können.

          In Madurai verbringen wir mehrere Nächte im Gästehaus des Theological Seminary in Madurai. Nach der kurzen und unruhigen Nacht im Zug sind nicht nur der nicht übermäßig hohe Standard in der Unterkunft bzw. das abweichende Verständnis von Sauberkeit für den ein oder die andere eine Herausforderung, sondern auch der Kontrast von Armut und Reichtum, heiligen Kühen und auf der Straße lebenden Tieren in der Stadt. Wir besuchen ein mit dem Seminar assoziertes Frauenhaus, in den Frauen und Mädchen aufgefangen werden, welche von ihren Familien verstoßen wurden oder diese aus anderen Gründen verlassen mussten. Hier sieht man noch ganz das alte Indien, in denen Frauen nichts oder bedeutend weniger wert sind als Männer. Gegenüber verbringen wir Zeit mit den Bewohner/innen und Bewohnern in einem Altenheim. Während an den Ausfallstraßen der Städte Werbung für luxuriöse Seniorenwohnanlagen gemacht wird, kommt es offenbar auch vor, dass alte Menschen von ihren Familien auf die Straße gesetzt werden, wenn sie ihnen zur Last fallen. Einige Senioren, die dieses Schicksal erlitten haben, leben hier zusammen, wenn auch unter einfachen Bedingungen, freuen sich über unseren Besuch, unsere Lieder, die mitgebrachten Süßigkeiten und Seifenblasen und singen ihrerseits für uns.

          Beeindruckt sind wir von den Anforderungen, denen sich die Studierenden im Rahmen ihrer Ausbildung stellen: Neben theologischen Aspekten stehen auch lange Praxisphasen auf dem Programm, bei denen die Männer und Frauen jeweils in Dörfern und in (Semi-)Slums leben, dort arbeiten und am Seminar dafür mit fundiertem Wissen über Landwirtschaft und Handarbeit ausgerüstet werden. Wir besuchen sie in einem der Dörfer und werden bei einem abendlichen Ausflug von einigen Studierenden erkannt, die uns in ihr Wohnheim einladen und über ihre Ausbildung erzählen. Auch im Seminar spielt Musik eine große Rolle: Die Ausbildung an traditionellen Musikinstrumenten und in Tänzen gehört dazu und wird uns am kulturellen Abend von den Studierenden eindrucksvoll vorgeführt.

           

          Diözese East Kerala: Kirchliches Leben, Besuche in den Hostels, Freundschaft

          Der dritte Abschnitt unserer Reise führt schließlich auf das Gebiet der Partnerdiözese East Kerala selbst. Der gecharterte Bus bietet genug Platz für unsere Begleiter und uns, das Verstauen des vielen Gepäcks in den letzten Sitzreihen wird aber zu einer gewissen Herausforderung. Unterwegs halten wir an einem Geschäft, um Sari-Stoffe zu kaufen, und bekommen bei der Besichtigung der zugehörigen Weberei eine kleine Vorstellung davon, dass Arbeitssicherheit keine Selbstverständlichkeit ist: Während die Farbkombination der Stoffe überwältigend schön sind, ist die Lautstärke der zahlreichen maschinell betriebenen Webstühle ohrenbetäubend, was aber weder die Mitarbeiter noch das fröhlich zwischen den Webstühlen herumlaufende Kleinkind zu stören scheint. Ein weiterer authentischer Eindruck ist der Halt an einem Verkaufsstand, an dem wir endlich die ersten der lang ersehnten grünen Kokosnüsse bekommen, deren Saft getrunken und deren Fruchtfleisch anschließende ausgelöffelt werden kann. Die ganz Mutigen unter uns versuchen sich auch an Saft, der vor Ort aus Zuckerrohr gepresst wird.

          In Kerala ist das Klima insgesamt angenehmer als zu Beginn der Reise. Das Gebiet der Diözese, in dem wir uns überwiegend bewegen, liegt in der mittleren von drei Höhenlagen. Es ist bergig, sehr grün und an vielen Stellen wachsen Früchte und Gewürze – wir befinden uns, so der Slogan von Kerala, in God’s own country. Obwohl wir zur zweiten Regenzeit unterwegs sind, regnet es nur selten, dann aber stark.

          In East Kerala ist das Programm reich gefüllt mit kirchlichen Veranstaltungen, Hostelbesuchen und dem ein oder anderen touristischen Ausflug. Gottesdienste gibt es zahlreiche – für sonntags sind die Dekaninnen und die beiden teilnehmenden Pfarrer im Vorfeld um die Vorbereitung eine Predigt gebeten worden, außerdem sind ausführliche Grußworte sehr erwünscht. Aber auch auch unter der Woche werden Kirchweihjubiläen und anschließend gleich Konfirmationsgottesdienst gefeiert. Wir spüren, dass unsere Anwesenheit als Gäste in hohem Maße wertgeschätzt wird – unsere Portraits und Namen sind auf einem Banner festgehalten, wir werden immer wieder liebevoll beschenkt und Gemeindemitglieder wollen uns gerne berühren. Wir bekommen grundsätzlich gemütliche Stühle vorne in der Kirche zugewiesen, die Pfarrpersonen sitzen im Altarraum auf Polstersesseln. Wasser wird uns während der oft mehrere Stunden dauernden Gottesdienste zuverlässig angereicht. Aber nicht nur in den Kirchen findet das kirchliche Leben statt. Vielmehr durchzieht es den Alltag. Vor Fahrtantritt wird gebetet. Wir werden um ein Gebet für die Familie gebeten, wenn wir das Haus eines Pfarrers besucht haben. Vor Einzug wird ein neues Haus rituell vom Bischof eingeweiht. Im Sprachgebraucht ist es präsent. Yes, we can do it – by God’s grace.

          Die Partner versuchen, uns während der Reise einen Überblick über alle von uns geförderten Hostels zu verschaffen. Wir werden überall herzlich willkommen geheißen, die Kinder haben sich herausgeputzt und präsentieren stolz, wenn auch manchmal schüchtern, ihr für uns einstudiertes Programm. Wir wollen mit den Kindern in Interaktion treten, die mitgebrachten Süßigkeiten und vor allem die Luftballons brechen meist schnell das Eis. Die Zeit ist häufig knapp, denn der nächste Programmpunkt wartet schon. Unser Anliegen ist jedoch auch, die Räumlichkeiten anzuschauen: Wie sehen die Schlafsäle aus? Sind die Sanitäranlagen und Waschräume in Ordnung? Funktioniert das Wasser, sind die Türen verschließbar und ermöglichen wenigstens hier ein wenig Privatsphäre? Diese Informationen wollen wir mitnehmen, und dafür nehmen wir uns die nötige Zeit – auch wenn das nächste Refreshment warten muss. Der Zustand der Gebäude ist sehr unterschiedlich. Manche Hostels sind in einem tollen Zustand, bei anderen könnten mit nur wenig Geld und ein paar Handgriffen dringende Reparaturarbeiten umgesetzt werden, wieder andere brauchen grundlegende Renovierungen, für die aber das Geld bislang nicht da ist. Wie viel Geld in die Instandhaltung investiert werden kann, hängt immer davon ab, wie finanziell leistungsfähig die Kirchengemeinde vor Ort ist und ob es zusätzliche Spenden von den ausländischen Partnern gibt, die zur Instandhaltung beitragen können.

          Einige Hostelbesuche müssen wir schweren Herzens von unserem Programm streichen, ebenso wie die vorgesehen Übernachtungen in Familien. Stattdessen bekommen einige von uns aufgrund einer Dengue-Infektion einen Einblick ins indische Gesundheitssystem für wohlhabende Personen, die anderen zwei Pausentage im Hotel. Im Krankenhaus kommen direkt dran. Der Personalschlüssel ist gut, die Behandlung freundlich, das Labor liefert schnelle Ergebnisse, die Apotheke im Haus hat auch am späteren Abend noch geöffnet. Bedingung ist aber, dass bereits zur Registrierung und dann vor jedem weiteren Behandlungsschritt die EC- oder Kreditkarte bereitgehalten wird – im Notfall würden das unsere Partner tun, die aber privat wahrscheinlich mit deutlich weniger luxuriöser Gesundheitsversorgung auskommen müssen. Die ausgefallenen Übernachtungen in den Familien holen wir teilweise in Form von Kurzbesuchen zu Tee und vielen Snacks nach – es ist deutlich zu spüren, dass die Gastgeber sich auf uns vorbereitet haben und sich auch sehr über unseren Besuch über Nacht gefreut hätten.

          Auch hier wird wieder die enorme Gastfreundschaft deutlich. Wünsche, die wir äußern, werden uns erfüllt, wann immer es möglich ist. Mitarbeiter der Diözese, manchmal auch deren Ehefrauen und auch Mitglieder des Partnerschaftsausschusses begleiten uns. Die gemeinsamen Tagesausflüge haben nicht unbedingt einen kirchlichen Bezug, bringen uns aber als Partner enger zusammen. Wir verbringen viel Zeit im Bus miteinander, reden über unsere Lebenswelt und singen, wundern uns auch mal, warum eine Fahrt zu einem für uns eher unspektakulären Staudamm den Partnern so wichtig ist, staunen über die Geduld, mit der mehrere Mitarbeiter samt Bischof stundenlang im Bus sitzen, Maxcin stundenlang im Dunkeln im Regen steht, weil er überzeugt ist, dass die wilden Elefanten, die einzelne von uns so gerne sehen wollen, trotz fortgeschrittener Stunde doch noch zur Wasserstelle kommen.

          Der letzte Abend endet noch einmal mit einem Festmahl. Die Mitarbeitenden der Diözesanleitung sind anwesend, außerdem der Partnerschaftsausschuss. Wir tauschen Geschenke aus, teilen Erinnerungen in Form von Dankesworten für die gemeinsam verbrachte Zeit.

          Die Reise endet, wie sie begonnen hat. Es ist noch Nacht, wir halten auf dem Weg zum Flughafen, trinken im Bus einen letzten Tee zusammen. Als wir uns vor den Toren des Flughafens voneinander verabschieden, sind wir reich beschenkt – nicht nur materiell.

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          Besuch von Bischof V.S.Francis in Deutschland

          War für die deutsche Gruppe in Südindien die Hitze manchmal eine echte Herausforderung, besonders in den ersten Tagen in Chennai, so waren Bischof V.S.Francis und Mr. Thangiah Joykumar, Mitglied der Kirchenleitung, im Januar 2025 mit der gegenteiligen Situation konfrontiert, der für sie ungewohnten Kälte in Deutschland. Sie waren gemeinsam mit Vertreter/innen aus den Kirchenleitungen anderer Auslandspartner vom Zentrum Ökumene eingeladen, um an der Verabschiedung des langjährigen Kirchenpräsidenten Dr. Volker Jung und an der Amtseinführung der neugewählten Kirchenpräsidentin Christiane Tietz teilzunehmen und sich anschließend im Rahmen einer internationalen Konsultation in Arnoldshain zum Thema „Partnerships in a Changing and Challenging World“ zu beraten. Dies gab uns die Gelegenheit, im Vorfeld einige Tage mit Besuchsprogramm in unseren Dekanaten zu organisieren. Den Bericht dazu finden Sie hier/weiter unten. Bitte entsprechend hinterlegen oder einfügen

           

          Partnerschaft und Flüge

          Regelmäßige Besuche gehören fest zu den kirchlichen Auslandspartnerschaften. Sie lassen die Partnerschaft, die oft aus Beratungen in lokalen Ausschüssen über gemeinsame Projekte und zunehmend auch aus Treffen per Videokonferenzen bestehen, wirklich lebendig werden. Wir vermeiden Kurzbesuche und sind mindestens zwei, eher drei Wochen lang unterwegs, haben ein gut geplantes Programm und erleben sehr intensive Begegnungen, die lange nachwirken, unsere Beziehung zueinander stärken und gegenseitiges Vertrauen wachsen lassen. Immer wieder wird reflektiert, ob sich Partnerschaft auch ohne die regelmäßigen Besuche in Zweijahresrhythmus (abwechseln in Indien und in Deutschland) gestalten lässt. Immer wieder kommen wir zu dem Schluss, dass persönliche Begegnungen, das Erleben der jeweils anderen Lebensrealität und das Einlassen darauf, das Mitfeiern von Gottesdiensten und Festen – hin und wieder auch Beerdigungen, das Sehen, Riechen und Schmecken der anderen Kultur unersetzbar sind. Als Kompromiss kompensieren wir den CO2-Ausstoß, der durch unsere Flüge entsteht: Die Klimakollekte (http://klimakollekte.de) setzt durch die erhaltenen Kompensationszahlungen weltweit Maßnahmen um, die CO2 einsparen. Dies geschieht etwa durch die Finanzierung von energieeffizienten Kochstellen oder Wasserfiltern, die den Einsatz von Holzfeuer ersetzen oder stark reduzieren. Die oft weiten Strecken im Land legen wir in der Regel per (Nacht-)Zug oder Kleinbus zurück.

          Für die Reisen werden keine Spendengelder eingesetzt.

           

          Mehr zum Thema: Hier finden Sie unsere Indienseite, hier den letzten Informationsflyer zur Partnerschaft, und bald auch die Broschüre mit dem vollständigen Reisebericht.

          Wenn Sie die Hostelarbeit der Diözese fördern wollen, finden Sie inhaltliche Informationen auch im Flyer, den Sie hier herunterladen können.
           

          Inzwischen betragen die Kosten für Unterkunft, Betreuung und Verpflegung ca. 18€ pro Monat (216€ im Jahr). Aber auch kleinere oder unregelmäßige Spenden helfen.

          Spendenkonto

          Evang. Regionalverwaltung Oberhessen

          IBAN DE91 5206 0410 0804 1001 40

          BIC GENODEF1EK1

          Evangelische Bank eG

          Vermerk: Kerala

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