Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Warum Daniel Meyer gerne „Dorfkind“ ist und was er für Herbstein plant – Ordination am 5. Februar um 14 Uhr in Lanzenhain

          Gekommen, um zu bleiben

          „In Herbstein wurde das seltene Exemplar eines jungen Pfarrers gesehen.“ Diese Worte umschreiben ein freudiges Ereignis für die Kirchengemeinde, die in den letzten Jahren verschiedene Vakanzen meistern musste. Mit Pfarrer Daniel Meyer kommt nun ein Theologe nach Herbstein, der sich explizit den Vogelsberg und Herbstein ausgesucht hat.

          „In Herbstein wurde das seltene Exemplar eines jungen Pfarrers gesehen.“ Diese Worte umschreiben ein freudiges Ereignis für die Kirchengemeinde, die in den letzten Jahren verschiedene Vakanzen meistern musste. Mit Pfarrer Daniel Meyer kommt nun ein Theologe nach Herbstein, der sich explizit den Vogelsberg und Herbstein ausgesucht hat, der als geborener Großstädter stolz ist auf das Attribut „Dorfkind“, das man ihm Grebenau verliehen hat, und der sich freut, mit seiner Gemeinde zu leben und bestenfalls alt zu werden.

          36 Jahre alt ist der gebürtige „Machdeburjer“, der zu Beginn des Gesprächs über die Eigenheiten der ostdeutschen Sprache referiert sowie überhaupt darüber, wie sein Weg als „sozialisierter Ossi“ ihn zum Pfarramt in Herbstein führte. Denn in die Wiege gelegt war es dem quirligen Sohn zweier Magdeburger Volkspolizisten nicht. „Aber wenn man wie ich mit sechs älteren Schwestern aufwächst, dann weiß man, dass die Hölle existiert, und ich wollte gerne für die Gegenseite arbeiten“, scherzt er. Meyer ist nie um einen flotten Spruch verlegen – auch diese Kompetenz verdankt er seinen Schwestern, wie er glaubt: „Ich musste früh lernen, zu Wort zu kommen.“ Acht Geschwister hat Daniel Meyer insgesamt, vielleicht ist das wirklich die Erklärung dafür, dass er einen Beruf gewählt hat, der ihn mit Menschen zusammenbringt – auf ganz verschiedenen Ebenen.

          Zum ersten Mal mit Religion in Berührung kam er in der Schule. „Mutti, Mutti, ich werd‘ ein Pfarrer“, habe er als Siebenjähriger verkündet, und tatsächlich: Die Fragen, die im Religionsunterricht gestellt und beantwortet wurden, ließen ihn nicht los: Bis zum Abitur blieb er dem Fach treu. Sein Zivildienst führte ihn schließlich in eine kirchliche Einrichtung: Ein Jahr lang war er in den Pfeifferschen-Stiftungen in Magdeburg, einer Einrichtung für psychisch kranke Menschen, tätig. Geschichte und evangelische Religion auf Lehramt studierte er danach, doch nach dem Staatsexamen gab es für ihn keine Stelle. Meyer beschloss, ein Zweitstudium anzuhängen, um „in der eigenen Glaubensentwicklung weiterzukommen“, wie er sagt. Nicht nur, weil ihm Schülerinnen und Schüler im Unterricht während seines Studiums viele Fragen gestellt hatten, sondern weil es in seinem Leben viele Krisen gab – den frühen Tod des Vaters, später den Verlust des Stiefvaters und der Mutter -, die er mit Hilfe seines Glaubens besser bewältigen konnte. „Mein Glaube hat sich dadurch verfestigt, ist das Fundament meines Lebens geworden“, sagt er, entspannt auf dem Sofa sitzend. Von dort geht der Blick über das Star Wars-Regal in das Nachbarzimmer, durch dessen geöffnete Tür man verschiedene Trainingsgeräte sehen kann. „Auch ein Pfarrer muss fit bleiben“, lacht er und erzählt von den vielen kulinarischen Angeboten, die man als Geistlicher auf dem Land so erhält. Dass seine Küche im Pfarrhaus noch nicht da ist, macht nichts: „Als Pfarrer kannst du nicht verhungern!“ Meyer ist heimatverbunden und treu. Und so hing er lange an seiner ostdeutschen Heimat: Studiert hatte er in Jena, wo er sich auch in der Flüchtlingsarbeit engagierte. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hatte ihm ein Stipendium zugesprochen, sodass er an seiner Dissertation arbeiten konnte. Hier verband er geschichtliches und theologisches Interesse und begann eine Arbeit über den Theologen Walter Grundmann, der 1939 das „Entjudungsinstitut“ gegründet hatte, um das Christentum und insbesondere die Bibel von allen jüdischen Elementen zu säubern. „Ein Unding, wenn man bedenkt, dass wir als Christen ohne unser jüdisches Erbe nicht sein können.“ Als seine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität gestrichen wurde, bewarb er sich um ein Vikariat. Über private Kontakte war er schon lange mit Hessen verbunden, so bewarb er sich bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die ihn „mit seiner großen Klappe“ in die Großstadt schicken wollte. Doch da kam er ja her. Jetzt sollte es kleiner sein, ländlich. Die Auswahl für junge Pfarrerinnen und Pfarrer ist bekanntlich groß. Dass es ihn für sein Vikariat nach Grebenau verschlug, lag einzig an dem Namen des dortigen Pfarrers: „Toralf Kretschmer, gewissermaßen ein Namenspatron des Magdeburger Handballers Stefan Kretzschmar, das war ein Zeichen!“ Also verließ Daniel Meyer seine ostdeutsche Heimat und zog in den Vogelsberg, wo er warmherzig willkommen geheißen wurde. Sein Vikariat begann in der Corona-Zeit und spätestens jetzt lernte er die Vorzüge des Landlebens schätzen: Die Natur, den Platz, die Gemeinschaft. Nicht nur, dass er sich bald zuhause fühlte, sondern dass er auch engagierte Mitstreiter für das Projekt seines Spezialpraktikums gewinnen konnte, bestätigte ihm, dass er am richtigen Ort gelandet war: Mit großem Elan hat er die Sanierung des jüdischen Friedhofs in Grebenau in Gang gebracht. „Viele Menschen haben geholfen, denn es gab viel zu tun“, freut sich Meyer noch heute noch und ist begeistert von den vielen Kompetenzen und Kontakten, die in den Dörfern und kleinen Städten zu vorzufinden sind, sein Fazit: „Mit den Vogelsbergern kann man herrlich arbeiten!“. Abgeschlossen ist das Projekt noch nicht: Meyer plant ein Buch und weitere Baumaßnahmen. So bleibt er auch als Pfarrer in Herbstein den Grebenauern verbunden, und genau das ist ein Ziel: „Ich will die Menschen verbinden, mit Konfigruppen nach Grebenau fahren, zum Beispiel. Es gibt viele Möglichkeiten, die Gemeinschaft zu fördern.“ Dazu gehört für ihn auch, sich für seine neue kleine Stadt zu interessieren: Als eine der ersten Amtshandlungen lud er sich zur Versteigerung des Bajazz in Herbstein ein. „Ich bin zwar nicht der ausgemachte Faschingstyp, aber genau hier trifft man auf gelebte Ökumene“. Und da möchte der Pfarrer natürlich nicht fehlen. „Ich möchte mit meiner Gemeinde leben“, sagt Daniel Meyer, wenn man ihn fragt, wie er sich seine neue Stelle vorstellt. Er möchte das Gemeindehaus wieder als Gruppentreffpunkt, insbesondere für Jugendliche, ertüchtigen. Für genau diesen Zweck wird er auch die Kollekte anlässlich seiner Ordination erbitten. Er könnte sich vorstellen, den großen Garten für Gemeindeveranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Auf lange Sicht möchte er altersübergreifende Projekte realisieren. Und auch für die Gottesdienste hat der umtriebige Theologe schon viele Ideen: Ein Popmusik-, Star Wars- oder Grillgottesdienst, sind nur drei davon. Dabei ist es ihm auch wichtig, die Traditionen kennenzulernen, diese nicht zu übergehen und der Gemeinde nichts überzustülpen.

          Doch auch der engagierteste Pfarrer braucht mal eine Pause. In seiner Freizeit joggt Daniel Meyer und entspannt als erklärter Cineast auch beim Fernsehen, mag Serien auf Netflix und freut sich, wenn er fast in jedem Film und jeder Serie biblische Motive entdeckt – selbst bei „König der Löwen“. Apropos Löwen: Mit zwei Stubentigern, Mika und Lilly, teilt sich der Junggeselle das große Pfarrhaus. Dass er dort irgendwann mit einer eigenen Familie wohnt, könnte er sich gut vorstellen. Auch die Fertigstellung seiner Dissertation steht noch im Raum. Jetzt aber will er erstmal ankommen in Herbstein.

          Pfarrer Daniel Meyer wird am kommenden Sonntag, dem 5. Februar, um 14 Uhr in der evangelischen Kirche in Lanzenhain von Pröpstin Sabine Bertram-Schäfer ordiniert.

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