Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Oberhessen

          Anke Spory wird als neue Pröpstin eingeführt

          jonafotographiePfarrerin Anke Spory ist Pröpstin für Oberhessen

          Mit Pfarrerin Dr. Anke Spory steht seit 1. September erstmals eine Frau an der Spitze der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die 54 Jahre alte Theologin ist nun mit Dienstsitz in Gießen für rund 300.000 Evangelische in den Landkreisen Gießen, Vogelsberg und Wetterau in knapp 300 Gemeinden zuständig. Außerdem ist sie in ihrem Amt Seelsorgerin für die Pfarrerinnen und Pfarrer.

          Die Pröpstin folgte keinem geradlinigen Weg ins Pfarramt und in den kirchlichen Dienst. Zunächst studierte sie Sozialwissenschaften in Göttingen, dann Evangelische Theologie in Frankfurt und Heidelberg. Nebenbei arbeitete sie in der Altenpflege und im Kindergarten.

          Während ihres Vikariats, der praktischen Ausbildung zur Pfarrerin in einer Gemeinde, Ende der neunziger Jahre, signalisierte die EKHN ihrem Nachwuchs, künftig nicht mehr alle jungen Theologinnen und Theologen in ein Pfarramt übernehmen zu können. Sie stand vor der Herausforderung, sich eine neue berufliche Perspektive aufzubauen.

           

          Station in der Deutschen Bank

           

          Anke Spory orientierte sich daraufhin in die freie Wirtschaft und machte bei der Deutschen Bank ein Traineeprogramm im Private Banking, der Vermögensberatung für wohlhabende Privatkunden. Sie kannte die Vorbehalte mancher Kirchenmitglieder gegenüber der Deutschen Bank. In den Siebziger Jahren galten Deutsche und Dresdner Bank zu den Hauptfinanziers des Apartheid-Regimes in Südafrika. Dass die Geschäftspolitik der Deutschen Bank nicht immer unumstritten in ethischen Fragen war, wusste sie. „Aber zahlreiche Kirchenmitglieder arbeiten dort und es ist nicht meine Rolle - ich fände es auch überheblich - ihre Entscheidung per se in Frage zu stellen.“
          Kritisch hinschauen und fragen, das befürwortet Anke Spory, aber nicht vorverurteilen. „Die Deutsche Bank setzte damals auf meine Offenheit und meine Kommunikationsfähigkeit als angehende Pfarrerin und sie erwartete, dass ich mit unterschiedlichsten Menschen jenseits der Frage nach Wertpapieren ins Gespräch komme.“ Später wechselte sie in die Personalentwicklungsabteilung.

           

          Mit der Familie nach London

           

          Die Erfahrung in der Wirtschaft habe ihr später als Pfarrerin in der Gemeinde geholfen: Sie lernte einen Arbeitsalltag kennen, wie ihn viele Gemeindemitglieder haben. 2002, nach gut zwei Jahren bei der Bank, wechselte Spory nach Friedberg und übernahm als Pfarrvikarin eine Pfarrstelle an der Burgkirche. In Friedberg wurde sie Mutter. Als ihr Mann, ein Volkswirt, ein Angebot in London bekam, zog die Familie um, mit Kleinkind und einem sechs Wochen alten Baby. In England kamen zwei weitere Kinder zur Welt. Während der Londoner Zeit promovierte Spory an der Universität Hamburg, ihre Dissertation trägt den Titel „Familie im Wandel“.

           

          Willkommenskultur liegt der Pröpstin am Herzen

           

          In der Fremde eine geistliche Heimat zu finden war herausfordernd. Sie hat sich damals viele Gemeinden angeschaut und erfahren, wie schwierig es sein kann, als Außenstehende Kontakt zu einer Gemeinde aufzunehmen. „Ich habe gelernt, wie wichtig eine Willkommenskultur und eine klare Kommunikation ist; in den Gebäuden, in den Veranstaltungen, zwischen Gastgebenden und Besuchern.“ Noch heute erinnert sie sich, wie wohltuend es war, an der Tür von Westminster Abbey in London einen Handzettel zu bekommen, der sprachlich so einladend war, dass auch sie als Außenstehende sich nicht mehr fremd,  sondern willkommen fühlte.

          Etwas Vergleichbares wünscht sich die neue Pröpstin auch für Gemeinden in Oberhessen. „Es wäre schön, wenn alle unsere Gemeinden die Brille derjenigen aufsetzen, die zum ersten Mal einen Gottesdienst oder eine Veranstaltung besuchen und ihnen die Hürden für die Teilnahme besonders niedrig machen.“ Vor allem bei Kasualgottesdiensten, Taufen oder Bestattungen beispielsweise, ist das wichtig, denn daran nimmt nicht nur die Kerngemeinde teil, sondern es kommen Menschen, die selten oder aufgrund eines besonderen Anlasses dabei sind.

           

          Ende April hatte die Synode der EKHN - das evangelische Kirchenparlament - Anke Spory zur Pröpstin gewählt.  Freitag, 8. September, 17 Uhr, wird sie in einem Gottesdienst in der Ev. Petruskirche in Gießen offiziell in ihr Amt eingeführt. Zuletzt war sie drei Jahre Pfarrerin in der Evangelischen Studierendengemeinde in Frankfurt.

           

          Nach ihrer Elternzeit war Spory von 2011 bis 2020 Pfarrerin in Bad Homburg Gonzenheim, anschließend war sie drei Jahre Geschäftsführende Pfarrerin der Evangelischen Studierendengemeinde in Frankfurt. Jetzt gehört sie als Pröpstin der Kirchenleitung an und bestimmt die Geschicke der EKHN mit. In diesem Amt ist sie sowohl Seelsorgerin als auch Gestalterin. Seelsorgerin für Pfarrerinnen und Pfarrer zu sein ist eine wichtige und schöne Aufgabe, sagt Anke Spory: „Mir liegt viel an meiner Kirche und ihrem zukünftigen Weg, dazu gehört auch eine gute Begleitung.“

           

          Strukturwandel in den Blick nehmen

           

          Die Möglichkeiten der Kirche angesichts kleiner werdender Gemeinden, auch ihre Rolle und Aufgaben in der Gesellschaft verändern sich grundlegend. „Es ist wichtig, die politischen Veränderungen und den Strukturwandel in Oberhessen in den Blick zu nehmen, wir müssen auch den gesellschaftlichen Kontext mitbedenken, in dem sich der Wandel kirchlicher Strukturen vollzieht.

          Aus ihrer Arbeit in der Studierendengemeinde Frankfurt kennt sie die Bedingungen im säkularer werdenden Umfeld. Und doch ist sie überzeugt, dass kirchliche Arbeit auch in einer Gesellschaft wichtig bleibt, die nicht mehr von christlichen Mehrheitskirchen dominiert ist. Deswegen freut sich die neue Pröpstin auf die vor ihr liegenden Jahre. „Ich hätte mich nicht auf das Amt beworben, wenn ich nicht an leitender Stelle die Zukunft der Kirche mitgestalten wollte. In einer Zeit des Umbruchs den Aufbruch der Kirche in die Zukunft mitzugestalten, ist noch viel wichtiger geworden als vor 20 oder 30 Jahren.“

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