Tagesandacht
Mehr Leben
26.02.2021 ts Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Echt vertrackt! Nur noch fünf Leben. – „Das reicht nicht. Wir brauchen mehr“, stellen die Kinder fest. Und wer möchte in Corona-Zeiten widersprechen und sehnt sich nicht auch nach „mehr Leben“?
Aber wozu? Um ans Ziel zu kommen? Und: Was ist das Ziel? Und wer legt es fest? Ist das Ziel vielleicht (endlich) „richtig“ zu leben? Aber: was ist „richtig“ leben? So richtig „einen Drauf machen“ wie es in normalen Zeiten vor gut einer Woche am Rosenmontag für viele dran gewesen wäre? Oder: nehmen / mitnehmen was geht: Geld, Gewinn, Vorteile, … . Oder ist „richtig“ leben das politisch-moralisch korrekte Leben: immer schön angepasst der Masse folgen ohne Anstoß zu erregen? Oder ist „richtig“ leben ein religiös korrektes Leben: „Gott wohlgefällig“, wie der reiche junge Mann, der zu Jesus kommt und nach dem ewigen Leben fragt und die 10 Gebote nicht nur aufsagen kann, sondern auch sagt: „all das habe ich befolgt von Jugend an“.
„Fünf Leben – das reicht nicht! – Wir brauchen mehr!“ ‑‑ Es kommt mir wie ein Spiegel der menschlichen Seele (mit und ohne Corona) vor: „Wir brauchen mehr“ – immer mehr:
Geld – Freiheit – Sicherheit – Zukunftsgewissheit – Hoffnung – Gerechtigkeit – Siege (im Sport oder Wahlkampf) – Impfstoff – … Es reicht einfach nicht. Wir brauchen mehr, immer mehr!
Ja, mit Blick aufs Spiel im Smartphone mögen die Kinder recht haben: Sie brauchen mehr Leben um ihr Ziel zu erreichen. Aber ich? Und Sie? Ich denke: Wir haben ein Leben – und das genügt! Ich will schauen, dass ich es nutze in und mit den Grenzen unserer Möglichkeiten. Und ich will dankbar sein, wenn ich am Geburtstag zurückblicke und merke: wieder ein geschenktes Jahr Leben. Ja: Ein Leben soll mir genug sein. Es reicht!
Herzliche Grüße und einen dankbaren Blick auf das Leben heute wünscht Ihnen
Theo Günther, Pfarrer in Alsfeld
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