Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Tagesandacht in Zeiten wie diesen

          Gesegnete Sommer- und Ferienzeit

          Traudi Schlitt

          Heute ist der letzte Schultag vor den Sommerferien. Erstmalig werden ausnahmslos alle Schülerinnen und Schüler in die nächste Klassenstufe versetzt, was für einen entspannten Ferienstart in vielen Familien sorgen dürfte. Auch die Aussicht, dass nach den Ferien mit dem regelmäßigen Schulunterricht für alle Jahrgangsstufen wieder „Normalität“ für Kinder und Eltern einkehren soll, verstärkt die Vorfreude auf die Ferienzeit.

          Zwar haben coronabedingt viele von Fernreisen Abstand genommen, hoffentlich können aber auch diejenigen, die den Sommer in heimischen Gefilden verbringen, die Zeit nutzen, um kürzer zu treten, Schule und Arbeit – wenigstens ab und zu - ruhen zu lassen. Die vielen schönen Gärten und liebevoll gepflegten Balkons, die Felder und Wälder in unserer Umgebung, sie entfalten ihre volle Schönheit erst, wenn man sich die Zeit nimmt, einfach einmal innezuhalten, still dazusitzen und sich an ihnen zu erfreuen.

          Die Hände in den Schoß legen und über die Natur staunen, fällt uns heute nicht mehr leicht. Zu sehr sind wir es gewohnt, ständig in Bewegung zu sein, um unseren Alltag zu meistern, unserer Arbeit nachzukommen oder mit unserem Tun und Denken um die Auswirkungen von Corona zu kreisen. Die Pandemie und ihre Folgen hatten uns die letzten Wochen über fest im Griff.

          Wie aus einer anderen Welt klingt dagegen ein Reisebericht aus Mexiko: Ein Mann hatte dort eine seltsame Begegnung mit einem sonderbaren Menschen: einem südamerikanischen, halbindianischen Schuster. Als der Schuster von dem Reisenden den Auftrag bekam, dessen Schuhe zu besohlen, ging er erst in die Hütte und beriet sich mit seiner Frau. Nach einiger Zeit kam er zurück und lehnte den Auftrag ab. Seine Begründung war für den Europäer kaum fassbar: Sie hätten für diesen Tag noch genug zu essen, er würde erst morgen wieder arbeiten.

          Beim Lesen mag sich jetzt bei Ihnen Protest regen: Das ist doch keine Einstellung zum Leben und zur Arbeit! So kann man ja nie zu etwas kommen! Kein Wunder, dass es mit der Entwicklung in diesen Ländern nicht weitergeht! Wie kann man diese Einwände entkräften? Die Lebensauffassung dieses Mannes ist uns einfach fremd und fern.

          In meinem Herzen regt sich jedoch auch Zuneigung für jenen Mann. Dieser Mensch kann etwas, was die meisten von uns verlernt haben: zufrieden sein und die Ruhe pflegen. Er lebt nicht um zu arbeiten, sondern er arbeitet um zu leben. Ich kenne unter uns keinen Menschen wie ihn. Aber er gibt mir zu denken.

          Zufrieden sein und die Ruhe pflegen. Sich Zeit nehmen, die anders ist als der Alltag. Den Ablauf der Woche, des Jahres unterscheidbar machen: Werktag und Sonntag, Arbeitszeit und Urlaub. Nicht den Sonntag zum heimlichen Arbeitstag machen, gleich allen anderen Tagen. Nicht den Urlaub hektischer und stressiger planen als den Rest des Jahres. Zeiten der Ruhe als Geschenk nehmen, um mit neuem Blick in die Welt zu sehen.

          Die Corona-Pandemie hat uns zum Innehalten gezwungen - und bei allem was schwierig war und ist, sie hat uns diese Entschleunigung nahegelegt. Ich wünsche uns allen, dass wir auch in der Aussicht auf Rückkehr zur Normalität etwas von dieser Ruhe für uns und unser Leben bewahren. 

          In den oft achtlos überblätterten Büchern der Chronik Israels im Alten Testament steht ein bemerkenswerter Satz: „Der Herr, der Gott Israels, hat seinem Volk Ruhe gegeben (1. Chronik 23, 25).“ Zeiten der Ruhe sind ein Geschenk, wenn sie uns helfen mit neuen Augen sehen zu lernen. Wenn sie uns Anstoß geben, uns und unser Leben, so wie es alltäglich läuft, neu zu bedenken.  Wenn wir sie nutzen, um Kräfte zu sammeln für unser Leben miteinander und füreinander.

          Viele von Ihnen haben während der vergangenen „Corona-Wochen“ treu die täglichen Andachten in Ihrer Tageszeitung gelesen und sind mit diesen geistlichen Impulsen in den Tag gestartet. Mit der heutigen Andacht verabschieden wir uns in die Sommerferien. Wie gewohnt, hören und lesen Sie von Ihren Pfarrerinnen, Lektoren und Prädikantinnen regelmäßig samstags in der Rubrik „Auf ein Wort – Gedanken zum Sonntag“. 

          Auch das ist eine Rückkehr zur „Normalität“– vielleicht bewahren Sie sich aber auch diese Gewohnheit und beginnen Ihren Tag weiterhin mit Innehalten – z.B. mit einem Blick in die Herrnhuter Losungen oder mit einem Gebet …

          In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Sommer- und Ferienzeit!

          Ihre Dr. Dorette Seibert

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