Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Tagesandacht in Zeiten wie diesen

          Der Faden an dem wir hängen

          Als ich dieser Tage früh morgens in den Garten ging, entdeckte ich ein wunderschönes Spinnennetz, das an einem weiten Faden aufgehängt im Wind hin und her schaukelte. Ganz fasziniert beobachtete ich die filigrane Struktur. Dabei kam mir eine alte Geschichte in den Sinn, die wieder ganz aktuell ist.

          „An einem sonnigen Herbsttag segelte eine kleine Spinne durch die milde Luft und landete schließlich in einer Hecke. Zappelnd und tastend ließ sie sich weit hinab und baute sich ein wundervolles Netz, in das sie sich behaglich setzte. Die Zeiten waren gut und es flog ihr viel kleines Getier in die feinen Maschen und die kleine Spinne wurde davon dick und behäbig. Eines Morgens – der Tau glänzte wie Perlen im Netz – wollte die Spinne ihre Wohnung inspizieren: Sie lief auf den engen Wegen der Netzfäden herum wie eine Seiltänzerin und schaute überall hin um festzustellen, ob alles in Ordnung sei. Da kam sie an einen Faden, der gerade in die Höhe lief und bei dem sie nicht erkennen konnte, wo er eigentlich endete. Sie starrte in die Höhe mit all ihren vielen Augen; aber sie entdeckte kein Ende. Sie schüttelte darüber den Kopf und fand diesen Faden einfach sinnlos! Verärgert biss sie ihn durch – und im nächsten Augenblick klappte das Netz wie ein feuchter Lappen über ihr zusammen und tötete sie. Der Faden, den sie durchgebissen hatte, war der „Faden von oben“ gewesen, auf dem sie seinerzeit angesegelt kam.“ (aus: Geschichten für Sinndeuter, Georgs-Verlag Düsseldorf)

          Geht es vielen von uns nicht gerade genauso? Wir hatten uns doch mehr oder weniger gut eingewöhnt in unserem Alltag. Unser Netz war gut gebaut, wir hatten uns behaglich eigerichtet, die Abläufe bekannt und routiniert, die Annehmlichkeiten wie Urlaub, Festivalbesuche und Lohnerhöhungen schon selbstverständlich oder zumindest eingeplant. Und dann trifft uns mit voller Wucht ein Windstoß, eher eine lang anhaltende Windböe. Zum Glück hält das Netz an den meisten Stellen noch und wir versuchen uns neu zu orientieren. Doch viele Meinungen, Expertisen und täglich neue Wahrheiten erfassen uns und vergrößern unsere Unsicherheit. Worauf kann ich mich verlassen, wem kann ich noch vertrauen? Was macht noch Sinn?

          Die Geschichte der Spinne zeigt uns, dass wir ganz schnell dabei sind, Dinge, die uns sinnlos erscheinen, abzutun. Oft fehlt uns der notwendige Weit-Blick, um zu erkennen, welche Folgen es haben kann, wenn wir uns nur auf uns verlassen. Ist uns – gerade in Zeiten wie diesen - überhaupt klar, was uns hält und trägt, ja uns bis hierher getragen hat?

          Wenn Sie noch keine Zeit hatten darüber nachzudenken, bieten die kommenden Ferientage eine gute Gelegenheit, innezuhalten und Raum dafür zu schaffen. Mein Halt ist Jesus Christus. Seit meiner ersten Kinderbibelwoche begleitet mich der Segensspruch: „Wie in einer zärtlichen Hand sind wir bei dir Herr geborgen, was auch geschieht, du hältst uns fest!“ Das ist mein Faden für mein Lebensnetz, der mich trägt, vielleicht kommen Sie ja zu einem ähnlichen Ergebnis, ich wünsche es Ihnen und uns allen. Genießen Sie die kommenden Tage und Wochen und bleiben Sie behütet.

           

          Norbert Kelbassa

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