Nachruf
Trauer um Erwin Hofmann
21.01.2022 ts Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Als Sohn eines Landwirts und dessen Frau, geboren in Wetterfeld bei Laubach, war es ihm nicht in die Wege gelegt zu studieren. Unrechts- und Gewalterfahrungen unter dem Naziregime festigten seinen Gerechtigkeitssinn, seinen bedingungslosen Einsatz für Schwache und sein mitunter auch kompromissloses Auftreten. Ein Lehrer und ein Pfarrer entdeckten und förderten Erwins Hofmanns Begabungen und ermunterten den Bauernsohn, das Abitur zu machen und zu studieren. Er tat dies neben der Landwirtschaft, die er mit seiner im Krieg verwitweten Mutter betrieb – ein weiterer Umstand, der dafür sorgte, dass Hofmann auch als äußerst gebildeter und belesener Akademiker nie die Bodenhaftung verlor und mit Leib und Seele auch Landpfarrer war.
Nach dem Theologiestudium in Neuendettelsau, Marburg, Göttingen und Erlangen sowie der praktischen Ausbildung in Herborn und Friedberg war Erwin Hofmann Vikar in Bischofsheim bei Mainz. Nach den ersten Pfarrstellen in Klingelbach bei Katzenelnbogen und Schwickartshausen kam er 1964 auf die Pfarrstelle Frischborn. „Die Arbeit mit den Menschen hier macht Freude. Denn sie reden, was sie denken - und sie packen mit an“, notierte er in der Chronik. Zupacken konnte auch der Pfarrer: Er nahm verschiedene kirchliche Bauvorhaben in Frischborn in Angriff und half, wenn Not am Mann war, auch mal in der Landwirtschaft aus.
1972 wechselte Erwin Hofmann nach Mainz als Studienleiter des Religionspädagogischen Amtes von Hessen und Nassau in der Propstei Rheinhessen und war für die Religionslehrerausbildung zuständig – eine Aufgabe, die ihn viel reisen ließ und intellektuell anregte, was er sehr genoss. Jedes zweite Wochenende verbrachte die Familie Hofmann in der alten Frischborner Heimat, wo sie sich ein Haus erbaute. Als Erwin Hofmann 1980 die Pfarrstelle in Lauterbach antrat, zog er ganz dort ein. Vom 1. August 1980 bis zu seiner Ruhestandsversetzung wirkte Pfarrer Hofmann als Inhaber der Pfarrstelle des Petrusbezirks in Lauterbach und in Heblos. Neben seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer unterrichtete er Religion an der Berufsschule und organisierte Studienreisen mit Jugendgruppen zur Völkerverständigung; er war in Israel, Jordanien und Moskau.
Nach fast vierzig Jahren im Dienst der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau ging Pfarrer Hofmann 1999 in den Ruhestand. Wohnhaft in Frischborn, blieb er den Gemeinden als Vertretungspfarrer und Mitwirkender an verschiedenen kirchlichen Angeboten erhalten. Er blieb stets am kirchlichen Leben interessiert, ein kritischer Geist, der sich auch mit seinem Glauben auseinandersetzte. Erwin Hofmann war bekannt für seinen Humor, der manchmal auch bissig und ironisch war. Er lachte gern und brachte andere durch seine vielen Witze und lustigen Anekdoten in verschiedenen Mundarten zum Lachen. Im Alter musste er manche Aktivitäten zurückschrauben, dennoch kam sein Tod nach einem langen und erfüllten Leben für alle überraschend. Dekanat und Kirchengemeinden sowie die Menschen, die ihn kannten, werden ihn als verbindlichen, zupackenden Mann und als engagierten, klugen und zugewandten Pfarrer in Erinnerung behalten.
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