Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Bilanz

          „Ein Amt, das man sich trauen muss!“

          Traudi SchlittCharismatisch und strukturiert führte Christa Wachter als Vorsitzende durch die Dekanatssynoden.Charismatisch und strukturiert führte Christa Wachter als Vorsitzende durch die Dekanatssynoden.

          Christa Wachter, ehemalige Präses des Evangelischen Dekanats Vogelsberg über Motivation, Illusion und Schaffensdrang

          Sieben Jahre lang war sie der ehrenamtliche Teil der Leitung des Evangelischen Dekanats Vogelsberg – bevor dieses mit dem Evangelischen Dekanat Alsfeld zum neuen, großen Dekanat Vogelsberg fusionierte: Christa Wachter, Mitglied der Synode und des Kirchenvorstands ihrer Kirchengemeinde Kreuzersgrund, bestach mit Offenheit, Kompetenz und Begeisterung. Als Präses für das Großdekanat war sie Anfang des Jahres nicht mehr angetreten. Nun blickte sie in einem ausführlichen Gespräch zurück und zog Bilanz.

          Es war im Jahr 2012, als der damalige Dekan Stefan Klaffehn Christa Wachter für das Amt der Präses warb. Wachter war nach 16 Jahren als Leiterin des Diakonischen Werks Vogelsberg in den Ruhestand gegangen, und sie konnte es sich als engagierte Christin durchaus vorstellen, ihre Leitungskompetenzen als ehrenamtliche Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstandes des damaligen Dekanats Vogelsberg mit Sitz in Lauterbach einzubringen. „Ich bin mit großen Ideen in das Amt gestartet“, so Wachter rückblickend. „Ich wollte Raum schaffen, Kirche erlebbar machen. Ich hätte inhaltlich gerne mehr gemacht, als es am Ende wurde.“ Denn schon bald war klar: Auf dem Platz der Präses geht es eindeutig mehr um Verwalten und Strukturieren als um Gestalten, zumal nicht nur die zwei beherrschenden Themen Fusion und Pfarrstellenbemessung ihren zeitlichen Tribut forderten, auch der „Dekaneverschleiß“ war beachtlich: „Angefangen hatte ich mit Dekan Klaffehn und dessen Stellvertreter Martin Bandel, dem wiederum Luise Berroth als Stellvertreterin nachfolgte. Nach dem Ausscheiden von Pfarrer Klaffehn blieb dessen Stelle vakant und Pfarrerin Berroth übernahm das Amt kommissarisch mit ihrer dafür zur Verfügung stehenden halben Stelle. Ihr Stellvertreter wurde Pfarrer Jürgen Seng, und dieser musste während des Mutterschutz‘ und der Elternzeit von Frau Berroth einspringen.“ Für die Präses und die Verwaltungskräfte bedeutete dies, dass sie viele Aufgaben des Tagesgeschäftes übernehmen mussten, gleichzeitig mussten sie auch öfter als geplant „die Neuen“ in die Vorgänge und anfallenden Arbeiten in der Dekanatsleitung einführen. „Die Zusammenarbeit mit den erfahrenen Verwaltungsfachkräften im Büro war dabei für mich von unschätzbaren Wert“, so Wachter, „aber alles in allem war das schon ein echter Brocken.“

          Ein Brocken, der sie davon abhielt, über den eigenen Tellerrand zu schauen, das zu suchen was Kirche ausmacht. „Das wären auch gute Themen für Synoden gewesen“, resümiert sie, denn Synoden, die hat sie wirklich geliebt. „Mit hat das Moderieren viel Spaß gemacht“, gibt sie unumwunden zu, und wer sie einmal auf einer Synode erlebt hat, der weiß, wovon sie spricht: Kenntnisreich, strukturiert und zugewandt meisterte sie auch schwierige Situationen, dabei immer offen für die Menschen um sie herum und mit einem großen Schuss Humor. Sie hätte gern mehr diskutiert und besprochen mit den Synodalen, sagt sie. Doch dafür sei auf den Synoden nicht allzu viel Zeit. „Es wird aus Zeitgründen viel vorbereitet, auch um die Ehrenamtlichen nicht über Gebühr zu strapazieren – das ist zwar notwendig, aber es ist dabei nicht immer leicht, die Balance zwischen Diskussion und Abstimmung zu finden.“

          Um die Balance geht es auch bei der Kirchenleitung an sich: Die Leitung der Evangelischen Kirche ist paritätisch mit Haupt- und Ehrenamtlichen besetzt; die oder der Präses sind das Pendant zum Dekan oder zur Dekanin. Eine Tatsache, die in der öffentlichen Wahrnehmung oft nicht bekannt ist – nicht zuletzt, weil die hauptamtlich Leitenden, die Dekane, mit viel mehr Zeit und Wissen ausgestattet sind und kraft ihres Amtes eher wahrgenommen werden. „Es braucht auch eine gewissen Souveränität, sich als Ehrenamtliche neben Hauptamtliche Theologen zu stellen“, so Wachters Erfahrung; ihr Fazit: „Dieses Amt muss man sich trauen.“ Doch es ist die Mühe wert: „Die Doppelspitze als Leitung des Dekanats ist eine fantastische Idee, auch wenn die Umsetzung schwierig ist. Die gleichberechtigte Beteiligung von Gemeindemitgliedern an allen Entscheidungsprozessen – von den Kirchenvorständen über die DSVen bis hin zur EKHN-Synode – verhindert, dass wir so eine ‚Pfarrerskirche‘ werden. Es ist ein wahrer Schatz, den unsere Kirche damit hat.“

          Christa Wachter ist begeistert, eine Haltung, die sich in ihrem Rückblick – trotz einiger Wehmut und Desillusion – durchzieht: „Ich habe unser Dekanat immer gerne vertreten, und, ob man es glaubt oder nicht: Besonders gerne habe ich Grußworte überbracht und gehört. Was man da alles aus den Kirchengemeinden und Einrichtungen erfährt, ist wirklich großartig!“ Großartig fand sie vieles, was sie in ihrem Amt erlebt hat. An erster Stelle nennt sie die hervorragende Jugendarbeit in ihrem Dekanat. „Da war ich glücklich, dass ich das mit begleiten konnte und, wenn schon nicht als Mitmacherin, dann zumindest als Rückenstärkerin - sei es mit Zeit- oder Geldzuschüssen - einen Beitrag zum Gelingen leisten konnte.“ Auch den großen Dekanatskirchentag im Jahr 2017 hat Wachter in bester Erinnerung. „Da war Kirche wirklich lebendig, da waren alle Menschen, Organisationen und Einrichtungen mittendrin.“

          Und genau da, in der Mitte ihrer Kirche, möchte Christa Wachter auch weiterhin bleiben. Als Kirchenvorsteherin und Synodale. Die leitende Funktion, wie sie sie auch aus ihrer vorhergehenden Stelle kannte, möchte sie endgültig abgeben. „Es ist Zeit für etwas Neues“. Damit meint sie zum Beispiel mehr Zeit für eine Flüchtlingsfamilie, die sie unterstützt. Mehr Zeit für ihre eigene Familie, für spontane Unternehmungen. Denn Zeit hat ihr Ehrenamt als Vorsitzende des DSV viel verschlungen: „Ich habe mich bemüht, nicht mehr als einen Arbeitstag pro Woche dran zu hängen, aber das ist schwierig, besonders, wenn man solche Aufgaben hat, wie wir sie in meiner Amtszeit zu bewältigen hatten. Es ist kein Job für jedermann, aber jedermann und jede Frau, die sich ihrer Kirche verbunden fühlt, sollte sich hier ein Ehrenamt suchen. Es gibt viele davon und wir können uns an vielen Stellen für sie einsetzen und sie mit Leben füllen, denn unsere Kirche muss sprachfähig bleiben!“

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