Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Pfarrerin Sylvia Puchert wird in den Ruhestand verabschiedet

          „… das Beste, was mir passieren konnte!“

          Zehn Jahre lang war sie das Gesicht der Frauenarbeit im Evangelischen Dekanat Vogelsberg – sowohl im alten als auch im fusionierten Dekanat. Mehr als das war sie zehn Jahre lang Gemeindepfarrerin in Crainfeld, Grebenhain, Bermutshain und Vaitshain. Nun geht Pfarrerin Sylvia Puchert in den Ruhestand und dankt ihrer Kirchengemeinde: „Als ich vor ich zehn Jahren kam, sagte ich, wir wollten uns zehn schöne Jahre machen – und die hatten wir auch.“

          Als Sylvia Puchert im Oktober 2012 ihren Pfarrdienst in der Kirchengemeinde Crainfeld antrat, war sie dort keine Unbekannte, vielmehr hatte der Kirchenvorstand sie direkt gefragt, ob sie nicht die neue Gemeindepfarrerin werden wolle. Seit 1995 lebte die Pfarrerin bereits in der Nachbargemeinde Freiensteinau, wo ihre Lebenspartnerin Andrea Wiemer Pfarrerin ist. Sie selbst war in diesen Jahren, also von 1995 bis 2012, Geschäftsführerin des Vereins Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V.; ihr Dienstsitz war Darmstadt, ihre Einsatzorte waren in den einzelnen Verbänden der Landeskirche verteilt. An die 60 000 Kilometer legte Puchert damals im Jahr zurück. „Das hat mir nichts ausgemacht, denn ich habe meine Arbeit sehr geliebt und mir die Zeit mit Hörbüchern vertrieben.“ Dennoch: Als das Angebot der Kirchengemeinde kam, war es verlockend. Ganz selbstverständlich hatte sie in den Jahren zuvor Vertretungsdienste für Wiemer und andere Pfarrerinnen und Pfarrer in der Region übernommen. Auch an hohen Feiertagen, wenn ungewöhnlich viele Gottesdienste stattfanden, unterstützte sie: „Ich hatte ja am Wochenende und an den Feiertagen frei und ich machte das sehr gerne.“ Für die Gemeinden ein Riesengewinn, den sich Crainfeld nach einer längeren Vakanz sichern wollte. „Ich habe nach meinem Studium und dem Vikariat zwölf Jahre als Gemeindepfarrerin in Rüsselsheim gearbeitet. Danach hatte ich 17 Jahre lang die Funktionsstelle bei den Evangelischen Frauen inne. Mehr und mehr fand ich nach der Anfrage des damaligen Kirchenvorstands die Idee, meine Berufsbiographie wieder mit einer Stelle als Gemeindepfarrerin abzurunden, als genau die richtige. Heute kann ich sagen: Es war das Beste, was mir passieren konnte.“

          Nach einer geordneten Übergabe in der Geschäftsführung des Vereins ging es für die Pfarrerin „zurück in die Gemeinde.“ „Viele mögen das als Rückschritt gesehen haben, für mich war es eine runde Sache. In den fast zwei Jahrzehnten in einem solchen Amt sieht man auch, was man bewirken und kann und was nicht. Manchen Sachen dauern wirklich sehr lange, bis sie einmal greifen – in einer Kirchengemeinde dagegen ist die Rückmeldung direkt, die Wirkung häufig auch.“ Diese direkte Art der Menschen in ihrer Kirchengemeinde hat sie geliebt, liebt sie noch. Puchert geht gerne in den Ruhestand, aber sie hat auch ein weinendes Auge. Gut ist also, dass sie weiterhin in der Region, im Pfarrhaus in Freiensteinau, bleibt, wo ihre Frau nach wie vor Pfarrerin ist. Von Anfang an sei sie begeistert gewesen von der Offenheit der Menschen, gerade wo man den Vogelsbergern so eine gewisse Sturheit nachsage. „Wir haben hier viele Dinge gemeinsam entwickelt und umgesetzt“, so die Pfarrerin. So hat sie beispielsweise mit Mitwirkenden aus ihren Gemeinden die Online-Andachten des Dekanats mitgestaltet. Darüber hinaus ist es ihr gelungen, der eher verarmten Kirchengemeinde zu mehr Selbstvertrauen und auch wieder etwas mehr finanziellen Spielraum zu verhelfen. Aus ihren Jahren als Geschäftsführerin sind ihr keine Anträge und Fördermöglichkeiten fremd, sodass viele Baumaßnahmen an der Kirche mit verschiedenen Fördergeldern finanziert werden konnten. In die Konfi-Arbeit, sagt sie, habe sie sich erst wieder einfinden müssen: „Da hatte sich in den 17 Jahren meiner Abwesenheit im Gemeindedienst doch sehr viel verändert.“

          Wie dem auch sei: Der Kirchenvorstand und die Menschen in den einzelnen Dörfern empfingen sie vor zehn Jahren mit offenen Armen, herzlich, erfreut. Und sicher sind alle ein wenig überrascht, wie schnell ein solches Jahrzehnt vorbeirauscht. Auch wenn oder gerade weil dort viel passiert ist.

          Mit Sylvia Puchert kam nicht nur die Kirchengemeinde Crainfeld vor zehn Jahren wieder in Schwung, auch die Dekanatsfrauenarbeit erhielt einen mächtigen Push. Feministische Theologie hatte Puchert bereits als junge Pfarrerin in einer Fortbildung kennengelernt. „Damals ging mir eine ganze Laterne auf“, erinnert sie sich: Die Idee von einer mehr aus Frauensicht betrachteten kirchlichen Lehre ließ sie nicht los und prägt bis heute auch ihre Predigten – wenn auch nicht offensiv und an erster Stelle. Im Altdekanat Lauterbach traf die Pfarrerin auf eine sehr aktive Frauengruppe, mit der sie sehr erfolgreich thematische Frauenfrühstücke, die Weltgebetstage und die Lucia-Andachten durchführte. Mit der Fusion mit dem Altdekanat Alsfeld zum neuen Dekanat Vogelsberg wurde die Dekanatsfrauenarbeit aufgrund der großen Fläche und der unterschiedlichen Strukturen schwieriger. Noch bevor sich hier gemeinsam Aktivitäten entwickeln konnten, brachte die Corona-Pandemie jegliche diesbezügliche Möglichkeiten zum Erliegen. Es gab zwar die eine oder andere kleine Aktion, auch die Weltgebetstage fanden statt, dennoch: Von einer Dekanatsfrauenarbeit ist man weit entfernt. Dabei wäre sie immer noch nötig, findet Puchert. „Es gibt einfach Themen und Anliegen, die für Frauen von großer Bedeutung sind und über die sie untereinander, also in der Abwesenheit von Männern, viel offener sprechen können – daran hat sich nichts geändert, auch wenn wir heute vielleicht neue Formate finden müssten.“

          Neben ihrer Gemeindearbeit und den Aktivitäten in der Frauenarbeit blickt die Pfarrerin gerne auf den Vogelsberger Kirchentag zurück und damit verbunden auf die Aktion „500 Jahre Luther – 500 Bäume“. Auch die Kooperation zwischen bürgerlicher Gemeinde und Kirchengemeinde sei ein Grund zur Freude: „Es geht nur gemeinsam und das geht hier sehr gut.“ Diese Aspekte nennt sie zwar auf Anfrage, aber man spürt deutlich, dass es die Gesamtheit aus allen Erfahrungen ist, die sie von tiefsten Herzen danken lässt für die zehn Jahre in Crainfeld. Inwieweit Sylvia Puchert als ganz normales Gemeindeglied weiterhin in der Gemeindearbeit aktiv werden möchten, das lässt sie derzeit noch offen: „Jetzt ist erstmal Zeit für einen Schnitt.“ Außerdem hat sie auch andere Interessen als kirchliche Arbeit: Sie reist gerne und sie ist gerne als Vortragsrednerin für verschiedene (Lebens-) Themen unterwegs. Diese Kompetenz möchte sie ausbauen. Sicher wird man sie dann auch als Sprecherin erleben. Erhalten bleibt sie der Region also auf jeden Fall.

          Die Verabschiedung von Sylvia Puchert findet am Samstag, dem 28. Mai, um 16 Uhr in der Kirche in Crainfeld statt.

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