Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Pfarrer Christian Tröger wird Militärpfarrer in Eckernförde und nimmt Abschied vom Vogelsberg – Gottesdienst am kommenden Sonntag um 17 Uhr

          Vom Mittelgebirge an die Küste

          Er verlässt den Vogelsberg und zieht ans Meer: Am 1. Oktober wird Christian Tröger Militärpfarrer in Eckernförde. Ein Rückblick auf sieben Jahre im Vogelsberg.

           

          Der Pfarrhof Hopfmannsfeld – sieben Jahre lang gehörte er zum Einzugsgebiet von Pfarrer Christian Tröger. Nun trifft man sich dort zum Abschiedsgespräch. Kurz zuvor sieht man den Pfarrer im Austausch mit einem Mann aus der Gemeinde. Herzlich, verbindlich und ein wenig wehmütig. „Sie sind schon ein angenehmer Zeitgenosse“, bleibt als Essenz aus dieser Begegnung zurück – vielleicht nicht die schlechteste Erinnerung an einen Pfarrer, den es nun von den Hügeln im Vogelsberg auf das vergleichsweise flache Land an die Ostsee zieht.

          Im Juni 2015 trat Christian Tröger, damals 33 Jahre alt, seine erste Stelle als Pfarrer in Meiches an. Dazu gehören die Kirchengemeinden Dirlammen und Hopfmannsfeld. Hinter ihm lagen ein Theologiestudium in Bonn und Kiel und ein Vikariat, das der gebürtige Kölner bereits in der EKHN absolvierte: in Rosbach vor der Höhe bei Lehrpfarrer Gerrit Boomgaarden, der heute Pfarrer im Schlitzerland ist. Die rheinische Kirche erkannte Trögers Magisterexamen nicht ohne weiteres an, die Hessen waren aufgeschlossener und gewannen den jungen Theologen für sich. Der Wunsch Gemeindepfarrer zu werden, kristallisierte sich erst im Vikariat heraus, berichtet er. Dass es ihn dann in den Vogelsberg verschlug, lag an den Angeboten, die er bekam: Eine Stelle in der Wetterau und eine im Vogelsberg standen zur Auswahl. „In den Vogelsberg zu kommen, nach Meiches und damit auch ins Gruppenpfarramt, war eine gute Entscheidung“, sagt Tröger rückblickend. Dabei hat sich viel verändert in den sieben Jahren, die der Pfarrer die Stelle verwaltet hat: Das Gruppenpfarramt hat sich erweitert und personell neu aufgestellt. Das Pfarrhaus in Meiches wurde dem alleinstehenden Mann bald zu groß und er zog nach Alsfeld. Heute ist es verkauft. „Mit der letzten Pfarrstellenbemessung wurde die Pfarrstelle in Meiches ab dem kommenden Jahr halbiert“, begründet der Pfarrer seinen Schritt zum Wechsel. Natürlich hätte er auch im Dekanat Vogelsberg oder in der Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) eine ganze Stelle finden können, doch Tröger nutzte den Umbruch für eine große Veränderung.

          „Als Gemeindepfarrer bist du für alles zuständig“, sagt er. „Gottesdienste, Seelsorge, Verwaltung, Konfirmandenunterricht, Religionsunterricht, Gruppen...“ Vieles davon habe ihm Freude gemacht, doch nun verspüre er den Wunsch konzentrierter zu arbeiten, in einem festen Arbeitsbereich. „Ich wollte in der Seelsorge tätig werden und habe mich nach verschiedenen Angeboten umgeschaut“, so Tröger. Er war für vieles offen: Krankenhaus- oder Gefängnisseelsorge hätte er sich vorstellen können. Dass er nun ab dem 1. Oktober Militärseelsorger wird, war nicht von langer Hand geplant und doch folgerichtig. „Ich kenne den Norden ja schon ein wenig, da ich auch in Kiel studiert habe“, erzählt der Pfarrer. Und während seines eigenen Grundwehrdienstes sei er mit der Arbeit der Seelsorger vor Ort in Berührung gekommen. Die Zeit beim Militär habe er durchaus als ambivalent wahrgenommen, dennoch: „Hier gilt wie überall, dass man nicht alles gut finden muss, um für die Menschen da zu sein, die einen brauchen. Und ich bin sicher, dass Menschen bei der Bundeswehr kirchliche Begleitung genauso brauchen wie andere.“ Gerade in diesen Zeiten, in denen sowohl die Bundeswehr mit anderen Augen gesehen wird als auch die Kirchen intensiv über ihre Friedensethik diskutieren, ist eine Stelle als Militärseelsorger eine Herausforderung, die ihn reizt, sagt der Pfarrer. „Mein Militärdienst fiel in die Zeit des Anschlags auf das World Trade Center“, erinnert er sich. „Darüber und über die Folgen habe ich damals intensiv nachgedacht und auch den Austausch mit dem Seelsorger gesucht. Wir können wichtige Ansprechpartner für die Soldatinnen und Soldaten sein.“ Und so wird Tröger im Oktober sein Dienstzimmer in der Kaserne auf dem Marinestützpunkt Eckernförde beziehen. Für mehrere Monate im Jahr wird er die Soldatinnen und Soldaten auch im Einsatz auf See begleiten.

          In seinen Gemeinden und im Dekanat wird er als vielseitiger Pfarrer in Erinnerung bleiben. Einer, der auch die Auseinandersetzung nicht gescheut hat und als Mitglied im Dekanatssynodalvorstand oft neue Denkansätze eingebracht hat. Einer, dem Musik sehr wichtig ist und der häufig zur Gitarre griff – sei es im Gottesdienst oder in den Online-Andachten, die besonders er kreativ und mit viel Begeisterung mitgestaltet hat. Einer, der sich für die Arbeit mit Geflüchteten eingesetzt hat: Für zwei Personen richtete die Kirchengemeinde Meiches ein Kirchenasyl ein. Einer, der rückblickend sagt, wie dankbar er seinen Kirchengemeinden und den Kirchenvorständen ist, für die Zusammenarbeit, aber auch für die Akzeptanz: „Wenn man als junger Pfarrer kommt, muss man ja viele Dinge tun, die man nicht gelernt hat. Ich freue mich, dass die Gemeinde mir hier so viel zugetraut hat und mich immer unterstützt hat.“ Entgegen dem landläufigen Klischee der Vogelsberger seien die Menschen herzlich und bereit, jemanden mit offenen Armen aufzunehmen und – auch das ist Tröger zum Abschied wichtig – Fehler zu verzeihen. „Ich hatte anfangs wirklich Zweifel, ob ich überhaupt Pfarrer sein kann, inzwischen weiß ich aber, dass ich vielen Menschen etwas geben kann. Nicht zuletzt, weil die Menschen hier mich gestärkt und mir Mut gemacht haben.“ Mit dieser Erfahrung wird er sich aus dem Vogelsberg verabschieden und zu neuen Ufern aufbrechen. Zunächst für sechs Jahre hat ihn die EKHN für die Stelle an der Küste beurlaubt. „Was danach kommt, werden wir sehen.“ Gerade jetzt in den letzten Tagen im Vogelsberg werde ihm bewusst, dass er Abschied nimmt, Wehmut mischt sich in das vorherrschende Gefühl von Aufbruch. „Das gehört auch dazu“, meint er und freut sich auf die Begegnungen, die ihm hier noch bleiben.

          Am kommenden Sonntag wird Pfarrer Tröger um 17 Uhr in der Kirche in Hopfmannsfeld aus seinem Dienst im Dekanat Vogelsberg verabschiedet. Danach sind alle, die sich ihm verbunden fühlen, zu einer zwanglosen Zusammenkunft im Pfarrhof eingeladen. Auf Grußworte soll hier auf Christian Trögers Wunsch hin verzichtet werden: „Persönliche Gespräche sind mir lieber.“

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