500 Jahre Wormser Reichstag
Oppenheim: Noch 2 Tage bis zum Reichstag in Worms
EKHN/Neumeier500 Jahre Wormser Reichstag: Bald ist es soweit16.04.2021 vr Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Heute haben wir mit der Fähre über den Rhein übergesetzt. Und jetzt sind wir in Oppenheim. Und wer wartet da schon auf mich: der Reichsritter Franz von Sickingen. Er meint, ich solle lieber mit ihm auf seine Ebernburg kommen, da wäre ich sicher.
Als ich gerade überlege, was ich ihm antworten will, da sehe ich über mir die Oppenheimer Burg auf dem Berg, und mir kommt spontan Psalm 46 in den Sinn: „Ein feste Burg ist unser Gott.“ Klar: Wer Gott bei sich hat, der braucht, keine anderen Festungsmauern mehr. Das habe ich Franz dann auch gesagt.
Und irgendwie dachte ich bei mir: Da könnte ich mal ein Lied draus machen. So in die Richtung (singt vor sich hin) „Ein feste Burg ist unser Gott.“ Hey, das könnte ein echter Hit werden. Also: Ich mache mir mal Gedanken. Bis dahin: Gott mit dir. Und: Lang lebe die Reformation!
In der Hauptrolle: Kristian Goletz
Hintergrund: Luther und Oppenheim
Als Luther – sicherlich reichlich verkatert – Frankfurt verließ, zog er zunächst Richtung Südosten. Über Mörfelden-Walldorf, Nauheim und Trebur führte ihn der Weg zur Rheinfähre bei Oppenheim. Dort setzte die Reisegruppe über den Rhein. In Oppenheim machten die Gefährten zum letzten Mal Rast, bevor sie am Tag darauf in Worms einziehen wollten. Die Nacht verbrachten sie in der „Herberge zur Kanne“. Für Luthers Gegner war dies die letzte Chance Luthers Ankunft in der Reichsstadt zu verhindern. Sie waren nicht untätig geblieben. Sie überzeugten die Verbündeten Luthers, Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen, dass es doch für Luthers Leben am besten wäre, er würde in Oppenheim nicht den Weg nach Worms, sondern in die sichere Ebernburg, die „Herberge der Gerechtigkeit“ einschlagen und dort unter Sickingens Schutz zu leben. Luther war jedoch überzeugt, dass es jetzt darauf ankäme in Worms vor dem Reichstag zu erscheinen und die causa lutheri, den Fall Luther, abzuschließen. In welche Richtung auch immer. Später vermutete Luther, dass vor allem der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg hinter dieser Einladung steckte und ihn von Worms fernhalten wollte. Tatsächlich gab es schon am 6. oder 7. April geheime Verhandlungen auf der Ebernburg, die mit dem Angebot einer jährlichen Pensionszahlung von 400 Gulden an Ulrich von Hutten endeten, sollte dieser sich auf die Seite des Kaisers stellen. Von der Ebernburg wurde der Straßburger Reformator Martin Bucer nach Oppenheim geschickt, um Luther das Asyl anzubieten. Der unbestätigten Legende nach, soll Luther, als er wankelmütig nach Oppenheim kam und dort die prächtige Burg auf dem Hügel stehen sah, an Psalm 46 und den Satz „Ein feste Burg ist unser Gott“ gedacht haben und abends in der Herberge ein heute sehr berühmtes Lied gedichtet haben. Warum das Lied dann erst 1529 erschien, erklärt die Legende leider nicht.
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