Evangelisches Dekanat Vogelsberg

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          Sonntagsgedanken

          Die eigene Ruhe finden

          Bild: Privat

          Mit ihren Sonntagsgedanken geben uns Menschen aus dem haupt- oder ehrenamltichen Verkündigungsdienst im Dekenat Vogelsberg jede Woche einen Impuls mit ins Wochenende. Heute: Horst Kurz, Prädikant

          Liebe Leserinnen, liebe Leser,

          sie kennen das auch; da will man zur Ruhe kommen, den seelischen Frieden und die eigene Gelassenheit finden und es geht einfach nicht. Da liegen wir im Bett, sind todmüde – und wälzen uns hin und her, wir finden unseren Schlaf nicht und auch keine Spur von Erholung. Es ist gerade so, als ob die eigene Rastlosigkeit und Unermüdlichkeit sich vehement zu Wort meldet, unbewusste Angelegenheiten, Sorgen und Fragen melden sich, hindern uns am Abschalten und lassen den Schlaf einfach nicht kommen.

          Wir hadern mit uns und der Welt und finden keine Antworten.

          Der Schriftsteller Hans-Curt Flemming sagte einmal: ”Ich geh in die Einsamkeit, nachsehen was dann noch von mir bleibt.“

          Ja und ich glaube davor haben wir Angst, dass wir uns nicht finden, dass da nichts ist, dass wir vielleicht auf unsere Hilflosigkeit und auf unsere Ohnmacht treffen und dass wir gar keine eigene Lebensmitte finden. Denn als Erwachsener gehen wir der eigenen Ohnmacht und Hilflosigkeit aus dem Weg.

          Als Kind haben wir dies erlebt, dieses sich fügen müssen, dieses unterordnen und parieren. Und deshalb fällt es uns heute oft so schwer – dieses Fallenlassen, das Dastehen mit leeren Händen – aber mit vollem Herzen. Diese innere Hingabe an den tiefen seelischen Frieden in uns.
          Ein früherer Lehrer betonte immer wieder die Gelassenheit und er meint damit die Fähigkeit – sich selbst auch lassen zu können! Der Mensch muss vieles lassen – sagte er – damit es gut mit ihm werden kann.

          Lassen wir doch einmal die Kontrolle los in unserem Leben und lassen uns einfach fallen. Was passiert dann? Kommt dann die Angst? Kommt dann, das innere Chaos und die Befürchtung es nicht mehr auszuhalten?

          Oder hat dann endlich das Kontrollierte in unserem Leben eine Chance unkontrolliert hoch zu kommen wie alter Kaffee?

          Dann wäre vielleicht eine Begegnung mit all dem möglich, was wir in uns ständig kontrollieren, wegsperren, verleugnen, mühsam – mit viel Kraftaufwand- unterdrückt haben.

          Lassen wir doch mal die Anderen los, die immer zu uns kommen und Hilfe wollen und uns ständig ihre Not auf den Tisch legen. Lassen wir sie doch mal los, die ihre Probleme und seelischen Verknotungen uns tief ins Leben legen, so dass sie uns sogar im Traum beschäftigen und wir nicht wir sein können und sehen endlich die Gemeinschaft in uns; Körper und Seele, Verstand und Gefühl, unsere Sinne und unsere Bedürfnisse.

          Was passiert dann, wenn wir loslassen? Vielleicht spüren wir dann eine Einsamkeit, dann haben wir Kontakt mit der Langeweile, dann merken wir, wie es um uns bestellt ist und wie die anderen uns ausfüllen und von uns selbst fast gar nichts da ist – so unwichtig sind wir geworden!

          Lassen wir doch mal unsere Termine los und vereinbaren endlich einen Termin, ein Treffen, eine wirkliche Begegnung mit uns, mit unserem vernachlässigten, zu kurz gekommenen ich!

          Lassen wir doch mal die Gebote und Verbote und Dogmen und Vorschriften der Kirche und der Gesellschaft und all der Aufpasser und Besserwisser in dieser Welt los und wir werden Bekanntschaft machen mit einem inneren lebendigen Gott, der in unserem Herzen wohnt und uns beistehen und helfen will.

          Lassen wir doch mal die Suche in der Äußeren Welt los, jene Suche nach einem Ding, nach einem Gegenstand, nach Erfüllung, nach einem Menschen – die Welt im Außen wird es uns nicht geben können – unsere Mühe und Anstrengung in dieser Richtung ist vergeblich!

          Und plötzlich spüren wir – wie abhängig wir sind, wie viel uns abbringen kann von uns selbst, wie viel uns umbringen kann, kränken, verletzen, abstumpfen lässt. Wie süchtig wir doch geworden sind nach Anerkennung und Erfolg, nach Gesehenwerden und geliebt-werden, und da tun wir ganz viel dafür, um in den Augen der Anderen richtig und wichtig dazustehen.
          Und wie stehen wir da – vor uns selbst?

          Immer wieder verspricht uns die Welt im Außen grandiose Sachen, aber es sind falsche Versprechungen, eine Enttäuschung wird nach der anderen kommen, wenn wir an diese Versprechungen glauben. Und schließlich hängen wir so im Außen fest, dass wir zu uns selbst eine Beziehungsmagersucht pflegen und wir werden krank.
          Wer seiner innersten Berufung folgt und danach handelt – heißt ein Spruch -, braucht keinen äußeren Ort der Geborgenheit!

          Christus sagt: „Kommt, nur ihr allein, ihr für euch, an einen öden Ort und ruht ein wenig aus!“ Und sie fuhren mit dem Boot zur Jenseite an einen stillen und öden Ort abseits.
          Aus diesem Grund haben die öden und stillen Orte abseits so eine große Bedeutung für Christus – mehr als anbieten kann er sie uns nicht.
          Es sind die Orte des Schweigens, der Reifezeit für unsere Seele, wo die Quelle des inneren Friedens sprudelt.

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